Sol-Eier

Sol-Eier, einmal ganz klassisch und einmal freestyle mit Sardelle, Rotweinessig und Olivenöl

Jetzt schlägt’s 13! Ich habe meine Geschichte, die ich Euch zu den Sol-Eiern erzählen will und schon geschrieben hatte, verloren. Das ist mir noch nie passiert! Auf einen Zettel geschrieben und der Zettel ist unauffindbar 🙁 Nun gut, dann also noch einmal von vorn!

Südfranzösische Hausmannskost ist so lecker, vielleicht habt Ihr das eine oder andere Rezept schon ausprobiert. Ich bin lange noch nicht fertig damit, Euch von dieser aromatischen und doch einfachen Küche zu erzählen. Es gibt einfach zu viel, was in Deutschland wenig bekannt ist. Wie auch! Franzosen essen eben nicht nur vom Feinsten und als Gott in Frankreich speiste, was sicher auch viel von diesen herrlich schlichten und köstlichen Leckereien dabei. Und ich lernte und lernte und lernte. Erst als Au pair, dann als junge, in einem Haute Couture-Atelier in Cannes arbeitende Frau und schließlich Ausgewanderte. Ich war ja einfach dort geblieben.

Doch es gab auch ein Leben davor. Ursprünglich komme ich nämlich aus Duisburg, dem Ruhrpott, wo ich meine Kindheit und einen Teil meiner Jugend verbracht habe. Von dort aus dann nach Norddeutschland zu ziehen, war eine Herausforderung in vielen Bereichen.

Ach ja, der Ruhrpott … Ich habe schon schöne Erinnerungen an diese durch den Kohleabbau und die Stahlindustrie unfassbar schmutzige Gegend. Heute ist es ja fast ein Naherholungsgebiet geworden, so sauber ist es dort, seit es keine Zechen mehr gibt und die Schlote mit Filtern ausgestattet wurden, bzw. es gar keine mehr gibt.

Fröhliche Menschen, jeder sprach mit jedem und wenn es nur Belangloses war. Auf dem Markt tauschte man sich über die neuesten Neuigkeiten des Tages aus. Die gewisse Vertrautheit und der Zusammenhalt, die man dort zueinander hatte. Als würde man sich lange kennen. Man konnte bei den Menschen einfach vorbeikommen, ohne sich vorher umständlich anmelden zu müssen. „Klopf, klopf, seid Ihr da?“ Und dann sitzt man um den Küchentisch herum und quatscht über dies und das.

Mein Vater ging ab und zu mit mir in die Stamm-Eckkneipe, wo sich alle über ein paar Worte mit dem Herrn Doktor freuten. Es gab Ratschläge für gesundheitliche Sorgen, es wurde die Politik verteufelt und beschimpft, die Fußballresultate ausdiskutiert. Die Frauen tauschten sich meist über ihre Familien und Kinder aus und verbreiteten den neuesten Klatsch. Und alle teilten Wein und Bier, Limo und Cola, Frikadellen, Bockwurst, Schmalzbrote und Sol-Eier miteinander. In den Wintermonaten gab es dort Miesmuscheln, im Sommer Brathähnchen. Mehr an Küche gab es dort nicht. Wenn wir dort Kollegen meines Vaters antrafen, die Bierchen ihre Runde machten und mein Vater schließlich anfing, sich mit seinen Kollegen auf Latein zu unterhalten, war es Zeit, nach Hause zu gehen.

Die Eckkneipen waren eben nicht nur für die Bergleute, Arbeiter und Stahlkocher ein Wohnzimmer. Die Gäste kamen aus allen Bevölkerungsschichten und waren dort eine Einheit. Die verrauchte, alte Kegelbahn war geselliger Treffpunkt und Sportstätte in einem. Und es gab

Sol-Eier

Dafür habe ich hier und dort Rezepte gelesen und einfach Pi mal Daumen losgelegt. Wichtig ist nur eins, das ist die richtige Mischung aus Wasser, Salz, Zucker und Essig. Alle weiteren Zutaten, die Gewürze, können je nach Geschmack variiert und in unterschiedlichen Mengen dazugegeben werden. Die Menge der Flüssigkeit richtet sich nach der Größe des Glases, in dem man die Eier einlegt und natürlich der Menge der Eier. Nach zwei Versuchen habe ich nun die Zusammenstellung, die mir persönlich am besten schmeckt. Nun habe ich ein schönes Glas, in das ca. 8 Eier passen, je nach Größe, das zum Sol-Ei-Glas geworden ist.

Mein Tipp: Nehmt keine tagesfrischen Eier, da sich diese sehr schwer abpellen lassen. Sie sollten schon ca. fünf Tage gelagert worden sein. Bei älteren Eiern ist die Schalenhaut nicht mehr so fest ans Eiweiß gebunden. Dewegen lässt sie sich dann besser ablösen. Eier entfalten ihr volles Aroma eh erst nach einer Reife von drei Tagen und bis neun Tage gelten sie als „extrafrisch“. Einmal eingelegt halten sie sich nach drei Tagen Marinieren noch gut zehn Tage.

Nehmt also

  • 8 bis 10 (am besten weiße) Eier, je nach Glasgröße
  • 1 Liter Wasser
  • 150 ml Essig (ich nehme gerne Apfelessig)
  • 3 Esslöffel Salz
  • 1 Esslöffel Zucker

Das ist das Grundrezept, nun kommt die Kür, die Gewürze für 1 Liter Wasser:

  • 1-2 Zwiebeln, je nach Platz im Glas
  • 4 Pimentkörner
  • 1 Teelöffel Senfkörner
  • 10 Wachholderbeeren
  • 1 – 2 Lorbeerblätter
  • 15 Pfefferkörner
  • 1 Teelöffel Kümmel
  • 1 getrocknete Chilischote (wer es etwas schärfer mag)

Das Glas mitsamt Deckel kurz in kochendem Wasser sterilisieren und dann innen und oben am Rand nicht mehr berühren.

Die Eier 10 Minuten lang hart kochen. Abschrecken ist nicht nötig, sie kühlen von allein ab. Durch das Abschrecken löst sich auch die Schale nicht besser ab und der Garvorgang muss auch nicht beendet werden, damit die Eier weich bleiben. Das Kochwasser wegschütten. Wenn die Eier etwas abgekühlt sind, muss die Schale aufgebrochen werden, aber nicht entfernt. Am besten so anticken, als ob man sie schälen möchte, dann einmal mit etwas Druck rollen, um viele Bruchstellen zu bekommen, durch die die Marinade gut ins Ei einziehen kann.

Die Zwiebel(n) mit Schale abwaschen, die Blüte und den Stiel abschneiden und halbieren. Das Wasser und alle Zutaten für die Marinade in einen Topf geben. Nun muss die Marinade zum Kochen gebracht werden und drei Minuten kochen. Währenddessen die Eier mit einem unbenutzten Löffel ins Glas stapeln. Anschließend die heiße Marinade mit allen Gewürzen und der/den Zwiebel(n) hineingeben. Das Glas sofort verschließen, damit sich ein Vakuum bilden kann. Das Glas NICHT umdrehen bitte, sondern einfach auskühlen lassen.

Sol-Eier

Nach drei/vier Tagen ist es soweit, Ihr dürft die Eier nun essen. Klassisch und den strengen Regeln des Sol-Ei-Essens folgend, wird das Ei der Länge nach halbiert und das Eigelb vorsichtig herausgelöst, sodass es eine schöne Halbkugel bleibt. Dann wird in die Höhlung etwas Essig, Öl (Sonnenblumen-, Mais-, Diestel- oder Rapsöl), eine Messerspitze scharfer Senf und/oder Pfeffer, je nach Geschmack gegeben. Das halbe Eigelb wird auf die obere, größere Hälfte des Eiweiß gesetzt. Vorsicht, meist kippt das halbe Ei nun gerne! Mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger nun in den weit geöffneten Mund befördern, Augen schließen und … genießen. Mit der zweiten Hälfte genauso verfahren. Finger danach abschlecken nicht vergessen. 😉

Warum solltet Ihr weiße Eier nehmen? Wegen der Optik im Glas. Durch den Essig löst sich ja die Schale an, da Essig Kalk löst. Die braune Farbe löst sich ebenfalls aus der Schale heraus und „hängt“ dann in „Fetzen“ am Ei. Tut dem Geschmack keinen Abbruch, sieht aber nicht sehr appetitlich aus. Wenn es Euch nichts ausmacht, dann könnt Ihr natürlich auch braune Eier nehmen. Auf dem Foto waren die Eier erst kurz in der Marinade. Einen Tag später sahen die braunen Eier schon nicht mehr so schön aus.

Ach ja, das Eigelb bekommt durch das Marinieren meist eine grünliche Farbe. Das ist absolut normal und Ihr könnt die Sol-Eier problemlos essen. Im Gegenteil, dann ist die Marinade gut eingezogen und die Eier sind perfekt!

P.S. Das mit den strengen Regeln ist ein Scherz, ich hoffe, Ihr habt es auch so verstanden 😀 . Sol-Eier schmecken auch prima im Kartoffelsalat, aufgeschnitten auf frischem Brot mit Butter und Schnittlauch oder einfach so, ohne das ganze Essig-Öl-Senf-Gedöns. Aber wie schon gesagt, echtes Sol-Ei essen … geht eben so und nennt sich: mit Batterie essen. Das sagt meine liebe Traurednerkollegin Antonia. 😉

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