Gemüsesuppe und Fougasse aux olives

Ob Franzosen immer so aufwändig kochen wurde ich gefragt. Gute Frage, was ist „so aufwändig“?

Also, allein das Frühstück ist schon sehr bescheiden und abends gibt es eben kein „Brot mit was drauf“ wie in Deutschland.

Vor zwei Jahren hatte ich mir bei meinem Locationtrip in Uzès ein kleines und charmantes Privatzimmerchen in einer sehr alten Olivenölmühle genommen. Ich liebe solche urigen und einzigartigen Unterkünfte. Auf der Höhe des dort durchfließenden Baches gab sogar noch die Ölpresse, die vom jetzigen Wohnzimmer aus über ein paar Stufen erreichbar war.

Die dortige Besitzerin, eine über 80 Jahre alte Dame, war zuerst sehr zurückhaltend. Aber je mehr wir ins Erzählen kamen, sie merkte, dass meine Französischkenntnisse sehr gut sind und ich sogar den südlichen Akzent habe, je mehr taute sie auf. Sie lud mich mehrmals zu ihrem bescheidenen Abendessen ein und jeden Morgen war der Tisch in der Küche mit dem riesigen offenen Herd für mich gedeckt.

Oft war sie schon sehr früh unterwegs und jedes Mal lehnte ein Zettelchen oder ein alter Briefumschlag mit einem freundlichen Wort am Brotkorb, der geröstetes Baguette vom Vortag enthielt. Selbstgemachte Feigenmarmelade, Kastanienpüree aus der Dose, Honig, Butter, große Zuckerwürfel und Milch standen daneben. Dazu eine Tasse, ein Kaffeelöffel, der Kaffeebereiter – wir würden dazu Espressokanne sagen – wartete auf dem Herd. So, wie ich es bei meiner Schwiegermutter und überhaupt in der Provence kennengelernt hatte. Französisches Frühstück! Die alte Mühlenbesitzerin hätte mir keine größere Freude bereiten können! 🙂

Ja, und was essen sie, wenn es kein „Abendbrot“ gibt und sie nicht groß kochen? Da muss ich doch nachdenken und versuchen, mich zu erinnern. Es sind schnelle und einfache Sachen wie Nudeln, Suppen, Salate, mal eine Tarte oder eine Quiche, Eier in allen Variationen, Gemüse als Auflauf oder kalt mit Vinaigrette, durchaus Pizza (die am leckersten vom jeweils „besten“ Pizzawagen „um die Ecke“ ist und so einiges mehr.

Suppe ist eine sehr wichtige Mahlzeit am Abend. Ich weiß nicht, ob es immer noch so ist, aber Gemüsesuppe gehört/e zum Repertoire einer jeden Familie und wurde mindestens zweimal wöchentlich gegessen. Pürierte Gemüsesuppe! Grüne Suppe! In die alles hineinkam, was der Markt (und Supermarkt) dafür gerade hergibt/hergab.

Zwiebel, Knoblauch, Lauch/Porree, Karotten, Petersilie, etwas Sellerie – nicht zu viel – , Fenchel, Zuccini, grüne Bohnen, Erbsen, frischer Spinat, Kohlrabi, grüner Salat, Rübchen, einfach alles, was grün ist. So wie Karotten zum Beispiel 😉 . Aber keine Kartoffeln, die sind ja weiß. In wechselnder Zusammensetzung. So viel, wie man mag. Und Kräuter der Provence, bzw. ein „Bouquet garni“ in einem Gewürz-Ei oder Gewürzbeutel. Das Gemüse kleingeschnitten, mit Salz und Pfeffer gekocht und mit dem Kochwasser, das das Gemüse gerade eben so bedeckt, püriert. Ein genaues Rezept kenne ich dafür gar nicht. Topf auf, Gemüse nach Belieben rein, mit Wasser bedecken, gar kochen, fertig. Mit einem Esslöffel frischem Olivenöl oder einem Stück Butter verfeinert, mit geriebenem Gruyère oder Emmentaler dick bestreut, ist das ein Genuß für Sommer und Winter.

Ich liebe diese Suppe und habe im Tiefkühlfach fast immer zwei Portionen vorrätig. Für alle Fälle, wenn ich plötzlich Appetit darauf bekomme. Und da ich gestern Abend noch einen Hefeteig für eine „Fougasse aux olives“ angesetzt habe, bekam ich heute Mittag große Lust auf Gemüsesuppe zum Brot. Es lebe der Vorrat! 😉

Die Fougasse hatte ich Euch vorgestern schon vorgestellt, als ich von der Pompe à l’huile geschrieben habe. Die Fougasse habe ich nach dem gleichen Grundrezept zubereitet, habe aber den Zucker, bis auf einen Teelöffel im Vorteig – damit die Hefe was zu essen hat – und das Orangenblütenaroma weggelassen. Dafür habe ich

einen Esslöffel getrockneten und geschnittenen Rosmarin und

eine Tasse gehackte schwarze Oliven, die ich vorher entsteint habe, zum zweiten Teig gegeben.

Ich nehme immer die trocken eingelegten, etwas verschrumpelten Oliven, die man prima in großen Mengen im türkischen/orientalischen Supermarkt kaufen kann und auch in den großen Lebensmittelgeschäften, die mit dem „E“ und dem „R“ am Anfang. Sie halten sich übrigens recht lange im Kühlschrank, solltet Ihr nicht die gleiche Menge Oliven essen wie ich.

Auch hier, was man bei der Konsistenz der beiden Teige nicht vermuten würde, wird das Ganze zu einem homogenen, nicht klebenden, schön glänzenden Teig. Den Teig rollt, bzw. knetet ihn auf einem mit Backpapier belegten Backblech zu einem Oval mit 1 cm Dicke aus. Traditionell wird die Fougasse dann, wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, eingeschnitten. Der Teig wird weit auseinandergezogen, damit die Öffnungen auch offen bleiben und nicht beim Aufgehen und Backen wieder zusammenkleben. Die Einschnitte dürfen gerne noch weiter bis zum Rand gehen, als ich es gemacht habe. So hat man mehr „Kruste“ und kann dieses Brot auch schön nach und nach abbrechen und wegknuspern. Ich habe meins vor dem Backen noch mit etwas Fleur de sel aus der Camargue, also Salzblüte, bestreut.

Probiert es aus! Fertiges Suppengemüse als Pflicht – geizt dabei mit dem Sellerie, der sehr dominat sein kann – und dann alles, was grün ist als Kür. Vielleicht keinen Kohl, außer Kohlrabi …

Viel Spaß beim Kreieren und Herausfinden EURER Lieblingsmischung! Und nicht vergessen, grüne Suppe wird püriert! 😉

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