Clafoutis aux cerises oder auch: Kirsch-Auflauf

Clafoutis aux cerises

Als ausgewanderte, unerfahrene und junge Deutsche in Südfrankreich – oder soll ich eher sagen … dort gestrandete – mit einem tollen südfranzösischen Mann an meiner Seite, der an kulinarischen Genüssen einiges gewohnt war, war die Erwartungshaltung an mich in punkto Kochkünsten recht hoch. Man kann jetzt entgegenen: „Warum kocht der Kerl nicht selber und erwartet es von seiner Partnerin?“ … Tja, gute Frage! Ich war dort Mitte der 80er Jahre mit einem zwanzig Jahre älteren Mann in die Generation meiner Eltern und recht konservative Kreise geraten. Und ich wehrte mich auch nicht dagegen, es war eben so und ich dachte eher darüber nach, wie ich es schnell lerne als darüber, dass er es ja selber auch können müsste. Es wurde einfach von mir erwartet. Und ja, der Anfang war schwer, sehr schwer!

So fiel mir, als ich diese verflixte französische Sprache etwas besser verstand und lesen konnte, das etwas zerfledderte Kochbuch meines lieben Partners, späteren Mannes und Vater meiner Töchter in die Hände. Ein seltsames Sammelsurium an Rezepten, für mich ohne jegliche Struktur. Süßspeisen neben einem Fischgericht und Suppe neben Kuchen. Vermutlich war es in Menuform verfasst, sodass die Rezepte geschmacklich zueinander passten? Ich habe es nie genau verstanden. Ich habe auch nie gesehen, dass er daraus mal was gekocht hatte, bis auf eine „Charlotte aux fraises“ zu meinem Geburtstag, einen Kuchen, der mit Löffelbisquit, einer leckeren Erdbeer-Frischkäse-Mischung und ohne Backen gelang.

Jedenfalls entdeckte ich dort einen „Clafoutis aux cerises“. Aaah ja! Klingt nicht schlecht! Kurz darauf war Kirschenzeit, ich hatte von Schwiegermutter Suzette einen Eimer Kirschen vom eigenen Baum bekommen und musste die Früchte nun verarbeiten. 10 Liter Kirschen waren viel! Die Hälfte eingefroren, etwas Kirschmarmelade gekocht, eine Menge sofort gegessen. Das Rezept für Clafoutis rausgesucht, ausprobiert und so entdeckte ich eine herrliche Süßspeise.

Clafoutis aux cerises

Für 6 Personen (als Hauptgericht und für 8 Personen als Dessert) brauchen wir

600 bis 750 g Kirschen

100 g Butter (oder pflanzliche Butter bei kuhmilchfreier Ernährung)

5 Eier

100 g gesiebtes Mehl (oder Speisestärke, wenn es glutenfrei sein soll)

100g Zucker

einen halben Teelöffel Salz

250 ml Milch (oder Pflanzenmilch bei kuhmilchfreier Ernährung)

1 Tütchen Vanillezucker (kein künstliches Vanillin bitte)

Die Kirschen werden gewaschen, in einem Tuch getrocknet und die Stiele entfernt. Die Kirschen werden hier wegen des guten Aromas mit den Kernen verarbeitet. Anschließend wird eine große Auflaufform mit 20g Butter gebuttert und mit den Kirschen belegt.

40g Butter in einem Topf schmelzen und abkühlen lassen. Den Ofen auf 200 Grad mit Ober- und Unterhitze vorheizen.

Dann werden die Eier mit Zucker und Salz schaumig geschlagen. Das Mehl am besten mit einem Mehlsieb nach und nach in die Eimasse geben und verrühren. So entstehen keine Mehlklümpchen. Anschließend die abgekühlte, flüssige Butter dazugeben und die Milch. Es wird ein sehr flüssiger Teig, eher wie eine angedickte Eiermilch.

Den Teig auf die Kirschen gießen. Die restliche Butter in kleinen Stücken auf dem Teig verteilen. Den Ofen nun auf 160 Grad herunterregeln und den Clafoutis ca. 35 bis 45 Minuten backen, bis er eine schöne goldbraune Farbe hat und die Früchte an die Oberfläche gewandert sind.

Den noch heißen Clafoutis mit dem Vanillezucker bestreuen.

Kleiner leckerer Tipp: Wer mag, gibt noch 4 Esslöffel Kirschwasser in den Teig, bevor er auf die Kirschen gegossen wird. Und eine meiner Leserinnen meinte, sie würde Stückchen schwarzer Schokolade dazugeben. Himmel, welch ein Genuß!

Mit einem gekühlten Cidre oder einem Glas Crémant entweder warm oder kalt genießen. Und vorsichtig essen! Es sind ja noch die Kirschkerne vorhanden, ohne die das Ganze nicht so lecker wäre. Ich übernehme keine Verantwortung für abgebrochene Zähne. 😉

Clafoutis, also den Auflauf, kann man auch mit vielen anderen Früchten machen, wie z.B. Aprikosen, Äpfeln, Pflaumen, Mirabellen, Birnen oder Erdbeeren. Das Grundrezept für den Teig bleibt dabei gleich. Früchte in die gebutterte Auflaufform, Teig drübergießen und backen. Vielleicht ist eine leckere, selbstgekochte Vanillesauce oder Vanilleeis dazu das richtige für Euch? Probiert es aus, der Phantasie sind hier wenig Grenzen gesetzt.

Ach ja, wie das zerfledderte Kochbuch hieß? Ich weiß es beim besten Willen nicht mehr. Und inzwischen ist es auch schon seit langem … Geschichte.

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